Die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry hat nach ihrem Parteiaustritt eine Hexenjagd in ihrer einstigen Partei beklagt. Wer als Anhänger von ihr gelte, "wird wie ein Verräter behandelt und in den sozialen Netzwerken regelrecht verfolgt", sagte Petry der Welt am Sonntag.

Wegen fortwährender Angriffe auf ihre eigene Person sei es ihr auch nicht möglich gewesen, nach der Wahl noch in der neuen AfD-Bundestagsfraktion mitzuarbeiten und sich erst später abzuwenden. "Man hätte, wenn ich dabeigeblieben wäre, nicht aufgehört mich zu demontieren", sagte Petry. Anders als andere Parteien gebe sich die AfD nicht damit zufrieden, "Leute auf bestimmten Posten zu verhindern und dann anderswo zu parken. Nein, in der AfD wird sehr gründlich entsorgt". Sie habe sich "in der Öffentlichkeit nicht noch weiter diskreditieren lassen" können. Bereits im Interview mit ZEIT ONLINE hatte sie beklagt, "dass per Mail und über die sozialen Medien die Aussteiger heftig beschimpft und gemobbt werden". Zudem skizzierte sie in dem Gespräch, wie ihr neues politisches Projekt aussehen soll.

"Ich brauche Glaubwürdigkeit, wenn ich weiterhin Politik machen will, und deshalb konnte ich nicht länger zusehen, wie ich aus der AfD heraus beschädigt werde", sagte Petry der Welt. Als Beispiel für gegen sie gerichtete Intrigen führte sie an, dass von ihren Gegnern kolportiert worden sei, sie habe die alleinige Spitzenkandidatur haben wollen. Dieses Gerücht sei gestreut worden, um sie zu diskreditieren – in Wahrheit habe der stellvertretende Parteichef Alexander Gauland von Anfang an Spitzenkandidat werden wollen.


Die rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) war als drittstärkste Kraft in den Bundestag eingezogen. Petry hatte einen Tag nach dem Wahlerfolg ihren Austritt aus der Bundestagsfraktion bekannt gegeben, am Freitag trat sie aus der Partei aus.

Auf die Frage, ob sie nun im Bundestag eine Gruppe bilden wolle und dann eine Partei, antwortete Petry mit "Ja". Es gehe ihr aber nicht darum, massenweise AfD-Mitglieder abzuwerben. "Wir werden nicht versuchen, die AfD gezielt zu entkernen", beteuerte sie. Sie wolle künftig "Realpolitik mit klarer marktwirtschaftlicher Ausrichtung" betreiben, dafür sei die Klientel außerhalb der AfD deutlich größer. "Es geht um ein politisches Projekt auf Zeit."

Rechtsradikalen Kräften aus der AfD will Petry nach eigenen Angaben keine politische Heimat bieten, "unter anderem durch unsere außenpolitischen Überzeugungen, mit einem klaren Bekenntnis zu Israel". Das sei "ein Stoppschild". Offenbar anders als für den AfD-Fraktionschef Gauland sei die Sicherheit Israels für sie Teil der deutschen Staatsräson.

Die AfD hatte bei der Bundestagswahl 12,6 Prozent der Stimmen erhalten.